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Arnold Fiedler 1900 - 1985
  • Sousmarin III (Flutkatastrophe 1962)

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  • Titel            Sousmarin III (Flutkatastrophe 1962)

    Jahr             1962

    Technik    Tusche auf Papier

    Format      25 x 33 cm



    Arnold Fiedler erlebte 1962 als Augenzeuge die Hamburger Sturmflut mit und war mehrmals an der Elbe und den Überschwemmungsgebieten. Aus diesem Erleben enstand eine Serie von etwa 20 Tuschzeichnungen, deren Blätter Arnold Fiedler teilweise in deutsch, teilweise in französisch als 'Flutkatastrophe' oder mit vergleichbaren Titeln dem Ereignis unmittelbar zueignet hatte.

    Nicht etwa seelische, also allein innere Regungen hatte Arnold Fiedler ohne bewusste Formgestaltung zufällig aufs Blatt gebracht, sondern ein tatsächlich erlebtes Ereignis wurde von ihm in einer bis auf die Spitze getriebenenen Abstrahierung künstlerisch übersetzt. Dabei ging der empfindsame Künstler nach einem klar überlegten Konzept vor, das er in bewusster Formgestaltung über alle Blätter der Serie variierend entfaltete.
    Die Elbe legte er dann als einen dunklen Farbstrom mit festen horizontal ausgeführten Pinsel- und Schabbewegungen auf das Papier. Darüber ritzte und zeichnete er vertikal ein feines Liniennetz als stilisierten Stadtplan. Diesem gestalterischen Schema folgen in unterschiedlichen Intensitäten alle Tuschzeichnungen der gesamten Serie. Bei einigen Bildern füllt das Schwarz des Stroms schliesslich fast das gesamte Blatt. Die Elbe nahm Raum und nahm Hamburg ein. Die kraftvoll aufgetragenen schwarzen Flächen vermitteln eindrucksvoll die archische Kraft des Stromes, dessen Wasser sich schwer über die schlafende Stadt ergossen hatte. Die Zerbrechlichkeit menschlichen Tuns wird angesichts der hier waltenden Naturkräfte bis heute deutlich.

    Aber Arnold Fiedler heroisierte die wütende Natur nicht. Auffällig sind seine eher zurückhaltende, fast sachliche Gestaltung des Themas und der Einsatz von geradezu schlichten Malmaterialien. Ein einfaches etwas hadernhaltiges leicht getöntes Zeichenpapier bildet die Grundlage. Darauf eine monochrome Darstellung mit schwarzer Japantusche, die mit dem Spachtel, einem breiten Pinsel und einem Messer aufgetragen und teilweise wieder zerkratzt wird.

    Der Künstler zeigte sich in diesen eindrucksvollen Blättern einmal mehr als souveräner Grenzgänger zwischen den Stilen, der mit intuitiver Sicherheit neue Ausdrucksformen planvoll durchspielte und über rein abbildhafte und allegorische Darstellungen hinauszugehen wusste. Ihre volle Wirkung entfalten die Tuschzeichnungen erst bei einer gemeinsamen Präsentation. Einzeln gezeigt und ausserhalb ihres Entstehungskontextes sind sie möglicherweise und trotz der von Arnold Fiedler mit Bedacht gewählten Titulierungen als bloss tachistische Fingerübungen leicht fehlzudeuten.

    Vergl. "Schwarze Landschaft nach Sturm. Arnold Fiedler erlebt die Hamburger Sturmflut von 1962"
    Herausgeber: Holger Carstensen
    Verlag Cord Oltmanns, Hamburg 2011
    ISBN 978-39812552-9-1

    Dieses Bild befindet sich in Hamburger Privatbesitz.